Nun endlich können wir uns losreissen von der schönen Umgebung bei Tarifa und fahren am Donnerstag Nachmittag die 27 Kilometer zurück nach Algeciras, um beim unvermeidlichen Carlos die Tickets für die Überfahrt zu kaufen.
“Der Felsen” – Gibraltar ragt in der Ferne aus dem Meer auf
Lauter Legobausteine – hier kommen die also her!
Zwischenzeitlich haben wir zwar herausgefunden, dass es keine wesentlichen Preisunterschiede gibt zwischen den Tickets bei Carlos und den Tickets, die man direkt bei den Fährgesellschaften kaufen kann aber wir fahren trotzdem zu Carlos. Schon, weil man dort in der Nähe noch einmal gut einkaufen kann und das ein oder andere möchten wir schon vorrätig haben (wir sagen nur: Käse und Wurst!!).
Also erstehen wir für 180€ (hin und zurück) die Tickets, kaufen noch ein und sind am nächsten Morgen um 8 Uhr am Fähranleger. Dass wir Freitag, den 13. für die Überfahrt gewählt haben, fällt uns erst am Fähranleger auf. Aber wir wollen ja nicht abergläubisch sein, gell?
Sieht fast aus wie moderne Kunst – ist aber bloss etwas unscharf geworden…
Aber um es vorweg zu nehmen: es ist alles ohne Zwischenfälle verlaufen. Kann also nicht so schlimm sein, mit dem Datum…Um kurz nach 9 Uhr legt das Schiff also ab und nach gut eineinhalb Stunden erreichen wir einen anderen Kontinent. Es ist ein besonders Gefühl, so schnell eine ganz andere Welt zu erreichen, in der viele Dinge sich oft grundlegend von denen in Europa unterscheiden.
Wir legen im Hafen Tanger Med an und diesmal empfängt uns Marokko mit bedecktem Himmel, kühlen 14 Grad und heftigem Wind. Wintereinbruch halt.
Nach dem üblichen Hin und Her am Zoll und bei den Grenzern und einer kurzen Überprüfung des Fahrzeuges (inklusive Nachfrage nach Waffen/Drohnen/K.O.-Gas und allem was man üblicherweise halt so mithat ), tauschen wir diesmal noch direkt an der Grenze noch etwas Bargeld, weil wir dieses Mal den meist recht überfüllten Norden möglichst schnell hinter uns lassen wollen und uns daher gleich auf die Autobahn begeben.
Das kühle Wetter hier oben gibt uns Recht und so lassen wir die Landschaft auf der leeren Autobahn entspannt an uns vorbeiziehen.
Blühende Landschaften
Im Norden Marokkos muss es in diesem Winter viel geregnet haben: überall sehen wir Flüsse, die viel Wasser führen und teilweise sogar überflutete Wiesen und Felder. Die Bauern wird´s wohl freuen.
Die Atlantik-Stranddünen sind schon bald in Sicht
Nachmittags erreichen wir Kentira, eine Stadt an einer Flussmündung an die sich ein Naturschutzgebiet anschliesst. Hier wollen wir uns einen Stellplatz für die Nacht suchen.
Aber erstmal müssen wir durch die Stadt. Das Durchfahrverbot für LKW müssen wir leider ignorieren, weil es keine Ortsumgehung gibt (oder wir diese nicht gefunden haben). Und wenden kann man hier nicht. Also Augen zu uns durch. Und außerdem sind wir ja kein LKW, sondern Wohnmobil
Geschafft! Der Stadtverkehr liegt hinter uns und wir erreichen die Flußmündung.
Ein Fort aus alten Zeiten bewacht die Flussmündung
Die Fisch-Fangflotte läuft aus
Wir erreichen das Naturschutzgebiet mit tollen, beiten Stränden, Waldflächen und einer Lagune, eingebettet in bewaldeten Hügeln. Alles sehr schön aber leider kein vernünftiger Schlafplatz aufzutreiben. Ein netter Bauer bietet uns zwar einen Platz vor seinem Haus an aber mit unserer Breite würden wir den schmalen Sandweg vor seinem Haus fast versperren, deshalb lehnen wir das freundliche Angebot dankend ab.
Und so verlassen wir die hübsche Gegend wieder und fahren ein Stück weiter nach Salé und befinden uns nun schon in bedenklicher Nähe zu Rabat. Hier ist natürlich an einen freien Stellplatz nicht mehr zu denken und deshalb wollen wir nach dem in der Karte vermerkten Campingplatz schauen.
Den Platz direkt am Strand finden wir auch – leider wir er gerade planiert und es werden auch hier neue Wohnungen und Ferienappartments gebaut. Das haben wir jetzt schon öfter in Marokko gesehen: gerade im Norden des Landes werden alle schön gelegenen Plätze völlig zugebaut. Ob das dem Tourismus – den man fördern will – wirklich dienlich ist?
So flüchten wir wieder auf die Autobahn und suchen uns einen Rastplatz zum Übernachten. Kann man ja auch mal machen.
Am nächsten Morgen geht es zügig wieder auf die Bahn weiter in den Süden. Irgendwann müssen diese Wolken doch mal aufhören?!?
Star Trek
Sieht doch ein bisschen aus, wie eine Spielzeugeisenbahn-Landschaft, oder nicht?
Die Autobahn durchquert die küstennahen Ausläufer des Hohen Atlas und die Steigungen/Gefälle sind für LKW schon recht ordentlich. Wir schnaufen uns halt so durch.
Schnee auf den Gipfeln des Hohen Atlas
Marokkos rote Erde
Langsam lassen wir die Berge hinter uns und südlich davon lockert die bisher geschlossene Wolkendecke zusehends auf.
Während die untergehende Sonne den Himmel spektakulär verfärbt, verlassen wir 20 Kilometer nordwestlich von Agadir die Autobahn um ein Camp aufzusuchen, das wir im letzten Jahr zufällig gefunden haben. Im “Paradis Nomade” hat es uns so gut gefallen, dass wir nach diesem Autobahn-Marathon dort gern ein paar Tage verbringen wollen.
Und das Wetter spielt auch mit – am nächsten Morgen beim Blick aus unserem Fenster strahlender Sonnenschein! Was will man mehr?
Eins der “Nomaden-Hotelzelte” liegt direkt vor unserer Tür und macht sich gut vor dem Windwolken-Himmel
Auf dem fein säuberlich geschotterten Platz (wir glauben, der wird täglich gefegt) sind wir ganz allein und so können wir die wirklich besonders schön gestaltete Anlage ganz in Ruhe geniessen. Nur der Pool hinter dem Haus ist noch ein bisschen kälter als im letzten Jahr – daher müssen die Schwimmrunden noch ein wenig warten.
Und so bleiben wir hier volle vier Tage, entspannen und lassen uns die Sonne ins Gesicht scheinen
Am letzten Tag gibt es doch noch einen weiteren Besucher: Alfons. Alfons kann aufgrund einer Muskelkrankheit nicht mehr laufen und sitzt im Rollstuhl. Nur kurz kann er stehen oder ein paar Schritte gehen. Das hält den in Brandenburg lebenden Westfalen jedoch nicht davon ab, die Welt zu erkunden: mit seinem alten, klapprigen Ford Transit zieht er einen Anhänger, auf dem er ein Quad mit Führerhaus transportiert. Das Quad hat eine kleine Ladefläche mit einem Mini-Kran, so dass er seinen Rollstuhl auf- und abladen kann. Das Quad selbst fährt er über zwei Rampen vom Anhänger und kann so völlig autark die Gegend erkunden.
Wir haben uns ein wenig mit Alfons unterhalten und es kam von ihm nicht ein einziges Wort darüber, dass seine Situation sicher auch nicht ganz einfach ist oder dass das Schicksal vielleicht ungerecht mit ihm umgegangen wäre. Im Gegenteil, sein einziger Kommentar war: “Das Leben stellt uns keine Aufgaben, die wir nicht meistern können.”
Die Begegnung mit Alfons hat uns sehr beeindruckt. Erinnert sie einen doch daran, wie schnell man sich gern über schwierige Lebensumstände beschwert, die bei näherer Betrachtung nicht der Rede wert sind…
Alfons stellt unter anderem in Brandenburg Lampen in Handarbeit her (www.emotional-light.de). Vielleicht besuchen wir ihn dort einmal.
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FORTSETZUNG FOLGT
hi ihr lieben, ich muss jetzt mal ein wenig auf holen eure tollen sachen zu lesen und wieder die tollen bilder zu bewundern. iris, die sonnen Aufgänge und untergänge…….. wunderbar