Marokko 2016

Auf Pisten im Antiatlas I

  Heute verlassen wir bei äußerst stürmischem Wetter unseren Felsen am Ortsrand von Tafraoute zu unserer Pistenerkundung

Der klare blaue Himmel hatte sich gestern am späten Nachmittag mit drohenden Wolkenpaketen zugezogen, die auf den Bergen lagen. So begleiten unsere Fahrt nach Südosten schöne Wolkenbilder aber auch ein derartiger Sturm mit immer wieder eingestreuten Orkanböen, dass das Aussteigen unterwegs oft nicht möglich ist: Der Wind drückt einfach die Tür zu. Ende. – Na gut. Muss ja auch nicht sein. Man kann ja auch IM Auto bleiben und sich die Landschaft ansehen…

 

 

 

 

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Die Bäume sind eigentlich kerzengerade gewachsen. Sieht man im Moment halt nicht so.

 

 

Aber die Windwolken sehen auf jeden Fall schön aus

 

 

Auch die Zypressen (besonders die links neben dem schicken Häuschen) gehören eigentlich nicht so

 

Na gut, ich geb´s zu: die Navigatorin hatte halt gedacht:die übliche Strecke kann jeder, aber hier lang müsste es eigentlich auch zu den schwarzen Tafelbergen gehen. Bisschen schmal vielleicht, aber sonst…
Also erst mal durch den sturmzerzausten Olivenhain.

 

Zu diesem Bergen gibt es laut digitaler Karte eine Piste…

 

Wieder ein Esel, der uns für Artgenossen hält – wieso wohl??

 

 

Rechts und links der nicht besonders oft genutzten Piste muss wohl jemand mal Speerspitzen vergraben haben – jedenfalls sehen die schafkantigen Steine genauso aus. Dicht an dicht ragen sie hier aus dem Boden Überfahren nicht empfehlenswert.

 

 

 

Etwas später wird der Untergrund etwas reifenfreundlicher – muss er auch, denn eine Piste ist hier so gut wie nicht mehr zu erkennen. Lediglich die elektronische Karte verrät, wo sie hätte sein sollen  – und dass es hier auf Geröll reichlich bergan geht. Wir fahren da, wo es einigermaßen geht. Irgendwann auf halber Höhe ist der Weg vollends weggespült.

 

Irgendwo hier geht es hoch…

 

Der Sternwanderer erklimmt tapfer die Steigung – und fällt urplötzlich hinten rechts in ein sich auftuendes Loch. Es rumpelt heftig und wir machen einen Satz nach unten gleichzeitig nach rechts. Hinten im Aufbau scheppert irgendwas unsanft. Ok. – Zwangspause. Ich schau mal, was da hinten los ist und derweil macht Maik sich zu Fuß gegen den Sturm auf den Weg, um zu sehen, wie es um die nächste Biegung herum aussieht. Der Sturm zerrt und reißt an Mensch und Auto. Ich bleibe im Fahrzeug, a) um aufzuräumen und b) weil ich die Tür in dem Sturm sowieso nicht mehr auf bekomme. Im Aufbau sieht es wüst aus: trotz unserer soliden Verschlüsse aus dem Bootsbau hat sich eine Schublade durch den Schlag geöffnet und ist trotz Auszugssperren mit Schwung in den gegenüberliegenden Spiegel gerauscht (der bei voll ausgezogenen Schubläden eigentlich noch 30 cm entfernt ist). Fazit: der Spiegel ist im unteren Drittel ziemlich zerbröselt, die Schubladenfront ist gebrochen und der Inhalt auf dem Fußboden verteilt. Leider haben 3 Tassen den Sturz nicht überlebt… Ich räume alles wieder auf. In der Zwischenzeit ist Maik auch wieder da – reichlich durchgepustet hinter der Biegung wartet nur der Sturm auf uns, der sich dort zwischen den Bergen zum ausgewachsenen Orkan steigert… Eine kurze Absprache mit dem Steppenwolf (die glücklicherweise Dank unserer Walkie-Talkies ohne nochmaliges Aussteigen vonstatten gehen kann) bringt ein einstimmiges Abstimmungsergebnis: wir kehren hier um!

 

 

Also wieder den Berg ´runter und über eine bessere Piste auf die Schotterstrasse, die wir auch gleich hätten nehmen können…

 

Die Schotterstrecke ist gut zu befahren und führt uns in eine so gut wie vegetationslose aber trotzdem spannende Landschaft: die Berge haben streifenförmige Auswaschungen in immer neuen Formen und vor uns tun sich atemberaubende Täler und Schluchten auf: für die wohl tiefste unter ihnen gibt es sogar so was wie einen Aussichtpunkt: wir rumpeln zu einem flachgeschobenen Aussichtsplateau, von dem aus man in eine irre Schlucht schauen kann! Am Grund der Schlucht kann man von hier ein jetzt trockenes Flussbett und einen Ort erkennen, der sich an die Felsen drückt. Die steilen Abbrüche sind hier bis zu fünfhundert Meter tief!

 

 

 

 

 

Weiter an den Rand geht´s bei dem Sturm heute nicht

 

Leider wütet der Sturm hier oben so heftig, dass man nicht weiter an den ungesicherten Rand des Plateaus gehen kann ohne Gefahr zu laufen, vom Sturm weiter – und damit ZU weit – nach vorn gedrückt zu werden. So begnügen wir uns mit einem halbwegs brauchbaren Blick in die Tiefe und flüchten dann erst mal wieder in die Fahrzeuge.
Wir wollen den Serpentinen in die Schlucht hinein folgen.
Nicht so stürmisch, Herrschaften!

 

 

 

 

Hübsche Schotter-Serpentinen

 

 

 

Vom Staub verschluckt

 

Das es dort unten überhaupt einen Ort gibt, ist ziemlich unglaublich

 

 

Am Wegesrand:
Ob die wohl wirklich hält, was sie verspricht?

Abwärts

 

 

Immer schön hinschauen, wohin man fährt, eine Leitplanke leitet nicht zwingend auf den rechten Weg!

 

 

Der kleine palmengesäumte Ort am Grunde der Schlucht heißt Igmir – und wir wollen uns das Örtchen genauer anschauen. Parkplatz für uns ist rar und so versuchen wir, die schmale Straße (es gibt nur die eine) nicht völlig zuzuparken.

 

 

 

 

 

 

 

Zu Fuß durchqueren wir das Flussbett und erreichen auf der anderen Seite den eigentlich ganz netten Ort. Schöner Nebeneffekt des so tief in der Schlucht liegenden Ortes: der Sturm reicht kaum bis hier unten, was sehr erholsam ist.
Der hat sogar ein Café – aber vielleicht erwartet man gerade keine Gäste: jedenfalls ist geschlossen. Schade. So schauen wir uns noch ein wenig um und steigen dann wieder in die Autos, um der Schotterstraße weiter zu folgen. Mal sehen, wo sie uns hinführt.

 

Ortsbesichtigung

 

In die Straßen eingelassene Bewässerungsgräben mit klarem Wasser.

 

 

Vorsicht, hier wird gebaut! Und wer sich den Slick genauer ansieht kann erahnen wieviel Gas hier gegeben wird.

 

 

Die Straße bleibt weiterhin eine schön glattgezogene Schotterstrecke, die gut zu befahren ist und sie führt uns – einem jetzt trockenen Fluß folgend – immer weiter in diese bizarre und menschenleer daliegende Landschaft.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Erst nach rund eineinhalb Stunden Fahrt durchfahren wir einen Oasenort. Am Ortseingang stehen noch die einstmals hübschen Wohngebäude aus Lehm. Da diese aber schwer zu pflegen und sehr witterungsanfällig sind, ziehen die meisten Familien in Marokko immer öfter in die modernen Bauten aus Beton. Die sind im Sommer zwar reichlich heiß aber wenigstens leichter zu pflegen als die aus natürlichen Baustoffen. Deshalb verfallen in vielen Orten die Lehmhäuser zusehends…

 

 

Blick zurück in den Oasenort


Bald sind wir wieder in der Abgeschiedenheit und da es langsam Abend wird, sollten wir uns einen Schlafplatz suchen. Möglichst an einem einigermaßen windgeschützten Platz. Das ist allerdings einfacher gesagt, als getan. Da die Felswände hier nicht mehr ganz so „schluchtig“ eng zusammenstehen und meist auch „nur“ noch um die dreihundert Meter hoch sind, spürt man dem Sturm hier unten wieder mehr, als uns lieb ist 
 

 

 

 

Wir suchen uns eine Stelle im Flussbett (mit Regen und damit der Überschwemmung unseres Lagers ist in den nächsten Tagen nicht zu rechnen) hinter einem Hügel. Hier geht es einigermaßen aber windstill ist was anderes. An draußen sitzen ist jedenfalls nicht zu denken -so verbringen wir den stürmischen Abend in unseren Fahrzeugen statt bei einem gemütlichen Lagerfeuer davor…

 

 

 

 

 

 

Trotz der einigermaßen schützenden Felswände treibt der Wind immer wieder Vorhänge aus Staub durch das Flussbett

Die Sonne verschwindet schon früh hinter den Bergen und langsamlegt sich die Dunkelheit über die atemberaubende Landschaft.

Was sich leider nicht legt, ist der Wind. aber mal sehen, wie es morgen ist.
Gute Nacht!

* * *

FORTSETZUNG FOLGT

 

0 Comments

  1. Super phaenomenal !! Obwohl alles sehr gut beschrieben ist, muss man wohl dieses alles erleben um sich ein wahres Bild vom Sturm zu machen .. aber ich kann es trotzdem gut nachvollziehen. Diese Landschaft ist so unglaublich schoen, mit all diesen urspruenglichen Elementen und Eure Maschinen machen sich auch nicht schlecht unter diesen Herausforderungen in der marrokanischen Weite.
    Bis dann, bleibt wohlauf… Tina

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